Die unsichtbare Taschenlampe

Jugend forscht: Zwei Schülerinnen aus Flensburg gehen mit einer ungewöhnlichen Erfindung ins Rennen

Flensburg

Streulicht ist böse. Niemand will es haben. Handwerker nicht, die in kniffligen Fällen punktgenaue Sicht benötigen. Auch nicht die Polizei, die auf der Suche nach Einbrechern in der Dunkelheit nur ungern auf sich aufmerksam macht. Da wäre eine Taschenlampe, die man nicht sieht und das Licht bündelt, eine ideale Lösung.

Das war der Ansatzpunkt für zwei findige Schülerinnen der Eckener-Schule, die eine „unsichtbare“ Taschenlampe entwickelt haben, um damit beim Wettbewerb „Jugend forscht“ an den Start zu gehen. Marieke Jenna Hellmann und Levke Johannsen aus der 11. Klasse des Beruflichen Gymnasiums, Fachrichtung Gestaltungstechnik, dürfen sich bei dem Regionalentscheid in Heide gute Chancen ausrechnen.

Das ist zumindest die Überzeugung von Lehrer Andree Rossow, der Jahr für Jahr um Schüler wirbt, die sich an dem Wettstreit der jungen Tüftler beteiligen. Kein einfache Aufgabe. „Viele haben Angst, durch den Mehraufwand schulische Verpflichtungen nicht mehr ausreichend wahrnehmen zu können, wie etwa die Vorbereitung auf Klausuren“, sagt Rossow. Da hilft es offenbar auch wenig, dass die Teilnahme als außerordentliche Lernleistung angerechnet werden kann.

Es gab zwar Ideen, wie etwa das „Flüchtlingszelt aus dem Koffer“, letztlich jedoch scheiterten alle guten Vorsätze an der Umsetzung. So blieben nur noch Marieke und Levke, 17 und 18 Jahre alt. Sie vertreten quasi die Stadt schlechthin, denn keine andere Flensburger Schule ist bei „Jugend forscht“ dabei.

Seit den Herbstferien arbeiten die beiden Schülerinnen an dem kniffligen Thema. Zunächst entfernten sie an einer herkömmlichen Taschenlampe Fassung, Glas und innenliegende Verspiegelung. „Dann entwarfen wir Aufsätze in allen möglichen Formen“, sagt Marieke. Um das Licht maximal zu absorbieren, probierten sie diverse Materialien für die Innenverkleidung aus. Sie entschieden sich schließlich für ein spezielles Gemisch aus feinkörnigem Korallensand und schwarzer Abtönfarbe auf schwarzem Karton – mit der Folge, dass die Reflexion nahezu ausgeschaltet wurde. „Wir wollen der Jury fünf taugliche Prototypen präsentieren“, sagt Levke, der keinesfalls eine Karriere als Wissenschaftlerin vorschwebt, sondern ein Engagement bei der Polizei. Marieke hingegen tendiert zum Lehrerberuf – mit den Fächern Physik, Chemie und Mathematik. Sie erzählt, dass man sogar daran gedacht habe, eine Verspiegelung rund um die Öffnung der Taschenlampe zu platzieren, damit unerwünschtes Licht ins Innere zurückgeworfen wird. Ein Prinzip, wie es beim Weltraumteleskop „Hubble“ zum Tragen kommt.

Am Sonnabend wird es Ernst. 70 Teilnehmer treten dann beim Regionalentscheid im Beisein von Wissenschaftsministerin Kristin Alheit gegeneinander an. Die Konkurrenten im Bereich Physik kommen allesamt von der Hermann-Tast-Schule aus Husum, die bei „Jugend forscht“ traditionell stark vertreten ist. Und sind die Erfinderinnen aus Flensburg schon aufgeregt? „Nee“, sagt Levke, „wir gehen das ganz cool an.“

Gunnar Dommasch